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Gepostet on Nov 8, 2017 in Allgemeine Themen | 2 Kommentare

Computer, Nutzung „ohne“ Bildschirm, ein echtes Abenteuer!

Computer, Nutzung „ohne“ Bildschirm, ein echtes Abenteuer!

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Computer, Nutzung „ohne“ Bildschirm, ein echtes Abenteuer! Ein Erfahrungsbericht:

Dass die Nutzung eines Computers ohne zu sehen eine echte Herausforderung sein kann, hab ich dir schon einmal berichtet. Nachzulesen in meinem Beitrag: https://blindgefluester.de/braille-zeile-fuer-blinde-computernutzer/ Heute möchte ich dir dazu einen weiteren Einblick geben, und meinen lieben Freund Dieter mit einem weiteren Gastbeitrag zu Wort kommen lassen! Ein sehr interessanter und anschaulicher Bericht, wie ich finde! 😉

Erste Erfahrungen mit dem Computer, das Abenteuer beginnt

Meine ersten Computerkenntnisse habe ich mir mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts überwiegend autodidaktisch angeeignet. Ein kleines Basiswissen erhielt ich von meinen gerade erwachsen gewordenen Kindern und einem geduldigen Freund. Mein Windows-Betriebssystem lief unter der Bezeichnung 97/2003. Als blinder Computeranwender benutzte ich damals das Screen-Reader-Programm hal, das mir von einem Hilfsmittelvertrieb installiert wurde.

Ein Screen Reader ist ein Programm, das den Text des Computermonitors in Sprache ausgibt. Der Cursor wird mit Hilfe der Tasten navigiert, so wie es die älteren Computeranwender noch kennen, bevor die Computermaus erfunden wurde. Die alten Tastenbefehle dienen immer noch der Navigation, sind jedoch den heutigen Maus-Anwendern kaum bekannt. So kann der blinde Tastennavigator aus den Reihen der Familie und dem Freundeskreis nur selten Hilfe erwarten.

Computer, Hilfen und ihre Tücken!

Für den ersten Screen-Reader erhielt ich von der Krankenkasse keinen finanziellen Zuschuss. Das war begründet. Ich besaß zu dieser Zeit noch ein elektronisches Vorlesesystem ls20, das mir nach meiner Erblindung von der Krankenkasse zur Verfügung gestellt worden war. Also bezahlte ich für mein erstes Screen-Reader-Programm inklusive der Installation ca. 1500 Euro aus eigenen Mitteln. Der Screen-Reader war deutlich teurer als die gesamte Computeranlage.

In meinem Bekanntenkreis gab es keinen Blinden, der sich mit meinem Programm auskannte. Als sehende Computeranwender konnten mir meine Kinder oder der geduldige Freund in der Screen-Reader-Anwendung kaum helfen, da sie hauptsächlich die Maus benutzten.

In Deutschland steht man als Behinderter nicht allein. Es gibt viele Selbsthilfegruppen und Verbände. Auch die Hilfsmittelbranche wächst ständig. In der Deutschen Zentralbücherei für Blinde fand ich Computerkurse mit dem Titel www.ohne-maus.de und bestellte mir diese als Hörbücher und Word-Dateien. Schritt für Schritt erlernte ich so alle wichtigen Tastenbefehle, die meine Programme in Bewegung brachten.

Mit dem computer im Wechsel der Gefühle

Es ist ein erhabenes Gefühl, wenn man sich in seinem Rechner so richtig gut auskennt. Ja … bis eines Tages alles anders kommt!

Nachdem mein erster Rechner nach einigen Jahren so Defekt war, dass sich eine Reparatur nicht lohnte, musste ich zum Betriebssystem Windows 7 wechseln. Leider passte das gewohnte Screen-Reader-Programm HAL auch nicht mehr zum neuen Betriebssystem.

Mir wurde vom Hilfsmittelvertrieb der Screen-Reader Super-Nova zwölf empfohlen und installiert. Dieses Mal erklärte sich die Krankenkasse bereit, die Hilfsmittelkosten für den neuen Screen-Reader zu übernehmen. Dazu gehörte auch eine einstündige Einweisung für den neuen Screen-Reader. Optimal für hoch begabte, die ein neues Computerprogramm in sechzig Minuten verinnerlichen können. Respekt!

Windows 7 zeigte viele Abweichungen von dem alten Betriebssystem 97/2003. Der neue Screen Reader Supernova 12 funktionierte ähnlich wie sein Vorgänger. Trotzdem gab es genügende Erneuerungen, die gleichzeitig erlernt werden mussten. Nachdem der PC-Trainer pflichtgemäß seine einstündige Einweisung abgesessen und mich verlassen hatte, saß ich vor meinem Rechner wie ein Anfänger.

Dem Screen-Reader ging es offensichtlich nicht besser. Er kam mit dem neuen Live-Mail-Programm nicht zurecht. Auf telefonische Empfehlung des PC-Trainers installierte ich das Mail-Programm Thunderbird. Das arbeitete deutlich besser, las aber viele Menüpunkte nicht vor. Diese fehlenden Menüpunkte lernte ich durch sehende Helfer kennen und lernte sie auswendig. Erst nach längerer Einarbeitungszeit konnte ich alle wichtigen Funktionen nutzen.

Computer für Blinde und seine Tücken

Ein Problem des Sprachprogramms wuchs mit den Jahren bei der Nutzung des Internets. Während die Websites die Anpassung des Browsers anforderten, durfte ich meinen Browser nicht verändern. Der Screen-Reader war nur mit dem Browser kompatibel, der bei der Installation des Sprachprogramms aktuell war. So wurden immer mehr Websites für mich und zugänglich. Auch mein Mail Programm Namens Thunderbird wurde in den letzten Jahren nicht mehr mit Updates unterstützt.

Meiner Meinung nach hat Windows das Problem, das für sein Betriebssystem verschiedene Programme zusammengebracht werden müssen, die dauerhaft Nicht gut auf einander abgestimmt sind. Wenn man sich als Anwender größte Mühe gibt, aber ein schlechtes Werkzeug die Ergebnisse mindert, dann entsteht Frust. Doch muss das sein? Meine Konsequenz war wieder ein neuer Weg

Abenteuer Computer, eine weitere Etappe bricht an

Ich arbeite seit Juli 2017 mit einem Apple Computer namens Mac-Mini.

Das Apple-Betriebssystem unterscheidet sich deutlich vom Windows System. Der Schreibtisch sieht anders aus. Die Menü- und Programmleisten wirkten zu Anfang fremd auf mich. Selbst auf der Tastatur gibt es in der unteren Tastenreihe Abweichungen.

Woher weiß ich das? Auch Apple bietet ein Screen-Reader-Programm. Im Gegensatz zu Windows ist dieses grundsätzlich in jedem Apple-Computer der letzten Generationen integriert und muss nur eingeschaltet werden. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten, es müssen keine zusätzlichen Installationen vorgenommen werden. Selbst die Krankenkassen dürfen sich freuen, da dieses Hilfsmittel von Apple gratis mitgeliefert wird. Als weiterer Vorteil gilt, dass dieser integrierte Screen-Reader bei jedem update des Betriebssystems aktualisiert wird.

Der Technische Informations- und Beratungsservice in Hanau sendete mir das Einsteigerhandbuch für Apple-Computer im Hörbuch Format, das von dem blinden Software-Trainer Jürgen Fleger verfasst wurde. Damit ist mein Einstieg als Autodidakt geglückt. Das Textverarbeitungsprogramm, das ich als Buchautor dringend benötige und das Email-Programm funktionieren bis jetzt tadellos. Auch meine Ausflüge ins Internet, die bei Apple Safari heißen, werden immer ausgedehnter.

Mal sehen, wo mich die Computerreise noch hinführt.

Schlusswort:

Tja, da gibt es eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Der Computer und seine Tücken, da kann ich auch ein Lied von singen! 😉 Auf alle Fälle bleibt es ein Abenteuer und eine spannende Reise und ich hoffe du begleitest mich auch weiterhin dabei! 🙂

Ps.: Sollten dich die anderen Gastbeiträge von Dieter Kleffner interessieren, kannst du diese hier erreichen:

Sehen ist immer individuell

Das Leben ein Testprogramm?

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2 Kommentare

  1. Ein sehr interessanter Beitrag! Schon für Sehende ist die Computerbenutzung ja mitunter eine gewisse Herausforderung („Where is the Any-Key?“), so dass man sich als Sehender gar nicht ausmalen will, wie es da wohl Blinden ergehen mag. Und – das muss man leider sagen – schon für Sehende ist Windows ja eine einzige Zumutung, eine Prüfung, ein weiterer Kreis der Hölle.

    • Vielen Dank für dein Lob. Naja und was du über Windows sagst, nun, da ist schon was daran! 😉 Gruß David

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