Ab in die Urlaubszeit mit Dreamtours
Meine Urlaubszeit ist zwar inzwischen vorüber, trotzdem möchte ich dich heute gern mit auf eine ganz besondere Reise nehmen. Vor allem aber möchte ich dir heute meine literarische Seite zeigen, und dir eine fiktive Geschichte erzählen. Dieser Text hat also nur bedingt mit meinem Alltag zu tun, könnte dich aber dennoch für deine nächste “Traum-Reise” inspirieren. 😉
Urlaubszeit mit Dreamtours
Schattenhafte Dunkelheit umgibt mich, ich hetze auf eine dichtbefahrene Straße zu. „Schnell, schnell, ich muss über diese Straße. Da, eine Lücke, Jetzt los. Doch wo ist mein Blindenstock? Egal ich muss jetzt rüber.“
Schemenhaft rollen die Fahrzeuge an mir vorüber, die Lücken kurz, nur wenige Längere unterbrechen das Treiben. Unsicher tastend überquere ich die Straße. Auf der anderen Seite angekommen wende ich mich nach links und haste weiter. „Doch was ist das?“ Eine Leuchtreklame in einem Schaufenster lässt mich innehalten. Irritiert bleib ich stehen. Lese genauer was ich da aus dem Augenwinkel erblickt habe:
Urlaubszeit mit Dreamtours
> Ihr Spezialist für eine ausgefallene Urlaubszeit.
> Gönnen sie sich eine Auszeit und waagen ein Abenteuer.
> Reisen sie mit uns ins Reich der Sinne.
> Wie wäre es mit: Urlaubzeit von der Stille.
> Machen Sie mal: Urlaub von der Unbeweglichkeit.
> Besser noch: Urlaubszeit von der Dunkelheit!
„Was steht da?“ Ich schau mir den letzten Satz nochmals genauer an: „Tatsächlich, Urlaubszeit von der Dunkelheit, ich fass es nicht.“ Ich gehe auf die Tür des Reisebüros zu. Als ich sie öffne ertönt das übliche Klingeln, und ich trete ein. Düsternis umgibt mich, undeutlich sehe ich in der Ecke einen Tisch. Rechts von mir eine Papp-Stewardess die einen Flieger in der Hand hält, und vor mir ein großer, schwachbeleuchteter Tresen.
Langsam, zögerlich geh ich auf den Tresen zu. Dahinter steht eine Gestalt, verschwommen, schattenhaft. Wie es scheint ein Mann, wendet mir seinen breiten Rücken zu. Als ich auf mich aufmerksam machen möchte, dreht er sich um. Freundlich grinsend blickt er mich an.
Edgars Reiseangebot für meine Urlaubszeit
„Komisch, er ähnelt einem ehemaligem Kollegen. Komisch auch deswegen, weil eigentlich sein Sohn Markus im Reisebüro arbeitet,“ schießt es mir durch den Kopf. „Egal, ich will mehr über das Reiseangebot aus dem Schaufenster erfahren.“
„Hallo David!”, begrüßt mich Edgar. „Na, dich interessiert wohl unser neuestes Reiseangebot?“ „Hmmm, ähhm ja, da steht: „Urlaubszeit von der Dunkelheit“. Was muss ich mir darunter vorstellen?“
„Na was denkst du denn?”, fragt Edgar, und sein Lächeln wirkt fast schon spöttisch. „Soll das heißen, ich könnte mir eine Auszeit von meiner Blindheit erkaufen?“ „Genau das mein Lieber.”, antwortet er verschwörerisch, und dreht sich zu einem riesenhaften Bildschirm neben sich. „Nicht schlecht, aber das wird doch bestimmt recht teuer sein, oder?“
Der Preis ist heiß in der Urlaubszeit
„Nun, das kommt drauf an.“ Flink tippen seine Finger auf seiner Tastatur. Also wollen wir mal sehen.. Hmm, ah ja hier, zum Beispiel eine Woche Sehen ohne alles, kostet zweitausend Euro. Oder, wie wäre es damit?”, der Bildschirm wechselt seine Anzeige, und ein neues Fenster öffnet sich. „Da hätten wir eine Woche Sehen inklusive einer Begleitperson, sowie dem Aufenthalt in einem schönen Wellness-Hotel in Österreich. Das Ganze für fünftausend Euro.“
Und schon wieder wechselt der Bildschirm seine Anzeige. „Naja, und wenn es etwas kostspieliger sein darf, dann hätte ich da noch eine Woche Sehen, gemeinsam mit der Familie. Flug, sowie einem Aufenthalt in Spanien an der Costa Brava, in einem All-Inklusiv-Hotel, für schlappe zehntausend Euro”, sagt Edgar mit breitem Grinsen.
Ich buche in jedem Fall die Extras.
Gebannt schaue ich auf den Bildschirm. Langsam wende ich mich wieder Edgar zu. Doch was ist das? Plötzlich steht nicht mehr Edgar, sondern Markus vor mir, und blickt mich erwartungsvoll an. „Ohh, wow! Das klingt ja wirklich sehr verlockend!“
Gleichzeitig schlagen meine Gedanken Purzelbäume. „Eine Woche lang alles wieder sehen können, meine Familie, meine Kollegen, vielleicht sogar wieder Fahrrad oder Auto zu fahren, das wär ja der Wahnsinn!“
Erneut umgibt mich Dunkelheit. Nur der Bildschirm ist noch grell beleuchtet. Doch schon löst sich alles wieder auf, und Edgar steht vor mir. Schelmisch blickt er mich an. „Wir könnten natürlich auch noch ein paar Extras mit einbauen.“ „Extras? Was denn für Extras?“
Welche Extras brauche ich noch
„Naja, wir könnten zum Beispiel dein Spiegelbild ausblenden. Möglicherweise möchtest du ja dein, inzwischen gealtertes, Gesicht nicht sehen? Oder, wenn du doch lieber in Begleitung reisen möchtest könnten wir, statt deiner Frau, auch eine hübsche Blondine mitschicken. So was in der Art eben”, antwortet Edgar. „Nicht schlecht! Was würde das denn zusätzlich kosten?“
Plötzlich klingelt die Eingangstür.. Nichts tut sich, die Tür bleibt verschlossen. Erneut läutet es. Diesmal eindringlicher, heftiger.. Alles wackelt. Aus der Ferne höre ich Rufen. Die Farben verschwinden, dass Licht verblast. „David, David!“ tönt es an meinem Ohr. „David, wach auf. Und schalt endlich den Wecker aus”, höre ich die schlaftrunkene Stimme meiner Frau. „Ohhh Mann, was soll das? Ich hatte gerade so einen schönen Traum.“
Hastig schalte ich die klingelnde Nervensäge aus. Verzweifelt versuche ich mir die letzten Bilder noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. „Edgar, die Theke, das Reisebüro und das Plakat.“ Doch alles verblasst und entzieht sich meinem Erinnerungsvermögen..
Zu guter Letzt:
So, ich hoffe du hattest genauso viel Freude beim Lesen, wie ich beim Schreiben. Auf jeden Fall hast du nun einen kleinen Einblick in meine “Urlaubszeit” bekommen. Leider komme ich viel zu selten zum Schreiben fiktiver Texte. Aber wer weiß, vielleicht nehme ich mir ja auch in Zukunft etwas mehr Zeit dafür. Und wenn du möchtest, dann würde ich sie auch gern mit dir teilen.
In diesem Sinne, gib mir doch bitte Bescheid und lass es mich wissen. Auf jeden Fall freue ich mich wie immer über einen Kommentar von dir! 🙂
Hi David,
Ich freue mich wenn du weiter schreibst!
Dein Traum war so schön formuliert – so poetisch.
Liebe Grüße, Eva
Liebe Eva,
vielen Dank für deine lobenden Worte, das geht natürlich runter wie Öl, und wird mir ein Ansporn sein! 🙂
Liebe Grüße David