Wer klingelt an der Tür?
Der Zufall schreibt manchmal die lustigsten Geschichten, damit das hier nicht zu ernst wird, ein Erlebnis zum Schmunzeln. Geschrieben vom Zufall. Ich bin allein Zuhause und es klingelt an der Tür. Eigentlich kein Problem sollte man denken, doch je nach dem wo ich mich gerade im Haus aufhalte braucht es einige Zeit bis ich an der Tür bin. Dann stell ich mir immer die Frage: Wer steht an der Tür und was will er?
Für mich stets eine ganz eigene Situation, ich kann schließlich schlecht abschätzen ob Freund oder Feind. 😉 An dem besagten Tag, ich war allein Zuhause, es war ein schöner Samstagvormittag und ich saß auf der Terrasse und genoss die Sonne. Es klingelte an der Haustür. Ich sprang auf und ging so schnell das eben für einen Blinden geht durch das Wohnzimmer zur Haustür. Dabei solltest du wissen: Wenn ich einen Raum durchquere, dann hangele ich mich von Gegenstand zu Gegenstand. Also ich taste mich von Sofa zum Sessel, von dort zum Esstisch, dann zur Kommode neben der Wohnzimmertüre. Unser Wohnzimmer bietet viele Freiflächen somit ist das nicht immer ganz einfach, zumindest bin ich dabei nicht unbedingt schnell, jedenfalls wenn ich mich nicht verletzen möchte. Darüberhinaus trage ich Zuhause keinen Blindenanstecker. Bedeutet: Ich bin für Außenstehende nicht immer als Blinder erkennbar.
Wer steht an der Tür und was will er?
Also wie gesagt, ich „sprinte“ nach dem Klingeln an die Haustür, öffne sie und harre der Dinge die da kommen. Doch – da kommt nichts, kein Ton von irgendjemand. Ich beuge mich zur Tür hinaus um mich umzuhören nichts, kein einziger Ton zu hören. Wahrscheinlich war ich mal wieder zu langsam, wer immer auch geklingelt haben mochte ist bereits gegangen. Halb so wild, denke ich mir, wenn es wichtig war wird er schon wieder kommen. Ich schließe die Wohnungstüre und setz mich wieder auf die Terrasse zum Sonnen.
Später am Nachmittag traf ich meinen Nachbarn im Garten. Nach einem kurzen Plausch über das Tagesgeschehen erzählte er mir, dass sein Bruder aus Norddeutschland eingetroffen sei. Es wäre sein erster Besuch, er hätte ein wenig Probleme gehabt ihn zu finden und deshalb in der Nachbarschaft geklingelt.
Und dann, ich ahnte es bereits, erzählt mir mein Nachbar, dass sein Bruder taubstumm sei? Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, plötzlich wusste ich wer da am Vormittag bei mir geklingelt hatte. Ich konnte mir das Lachen nicht mehr verkneifen. Ich hab wohl sehr dumm ausgesehen, als ich an der Türe stand und mich umblickte. Sein Bruder vor mir stehend, mit fragendem, hilfesuchenden Blick und einem Zettel, in der Hand mit der gesuchten Adresse. Was mache ich? Schließe die Haustür vor seinen Augen ohne ein einziges Wort zu sagen.
Sein Bruder wusste natürlich nicht dass ich blind bin. Er war anscheinend so perplex über meine Reaktion, um irgendeinen Laut von sich zu geben. Ich erzählte meinem Nachbarn davon und auch er fing an schallend zu lachen. Diese Situation war einfach zu grotesk und kommt normalerweise nur in schlechten Witzen vor. 😉
Da sieht man mal wieder: Die besten, oder auch lustigsten Geschichten erzählt das Leben selbst. Auch wenn es eigentlich nicht lustig ist, das sein Bruder Taub ist und ich blind bin, doch du musst zugeben, einen gewissen Witz hatte diese Begebenheit, oder?
Was für ein Zufall, ausgerechnet wir beide treffen aufeinander. Der eine der nichts sieht und der andere der nichts sagen kann.
Vielen Dank für deine Erlebnisse. Ich finde es sehr gut das du darüber schreibt und dies auch mit viel Humor verbindest