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Gepostet on Mrz 5, 2017 in Allgemeine Themen, Wissenswertes | 2 Kommentare

Lesen, alles eine Frage der Technik!

Lesen, alles eine Frage der Technik!

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Vor einiger Zeit hab ich dir ja erzählt, was ich für ein interessantes Phänomen beim Lesen eines Hörbuchs entdeckte. Heute werde ich an dieses Thema anknüpfen. Dir erläutern welche Möglichkeiten Blinden zur Verfügung stehen Bücher zu lesen. Lesen natürlich immer im Sinne von Hören und Tasten!

Lesen mittels gesprochener Texte

Das klingt jetzt vielleicht etwas merkwürdig, doch das Lesen mit den Ohren ist, denke ich, immer noch die beliebteste Art sich Texte zugänglich zu machen. Dabei spielt es keine Rolle ob sehend oder blind, geändert hat sich lediglich die Technik des Abspielens. Früher hantierten wir mit Tonbändern herum heute genügen uns MP3-Dateien die wir uns gegebenenfalls aus dem Internet herunterladen.

Wenn es darum geht ein Buch von Anfang bis Ende zu lesen, ist das eine tolle Sache. Wollte man jedoch im Text navigieren stößt man schnell an seine Grenzen. Aus diesem Grund hat man ein neues Format entwickelt: Das „Daisy-Format“. Mit ihm kann man endlich Inhalte strukturieren. Oder anders gesagt, auf verschiedenen Ebenen im Text navigieren.

Das Daisy-Format wurde speziell für uns Blinde entwickelt, kann jedoch von allen Menschen genutzt werden, die ein dafür geeignetes Abspielgerät besitzen. Das Besondere daran: Man kann sich auf den unterschiedlichsten Ebenen innerhalb des Buches bewegen. Sei es Satz-, Seiten- oder Kapitelweise.

Zudem ist der große Vorteil bei diesem Format die Möglichkeit Lesezeichen zu setzen. Einmal markierte Textstellen können später ganz einfach wieder gefunden werden. Gerade bei Sachtexten ist das ein wahrer Segen.

Vorlesen durch eine künstliche Stimme

Auch bei der Computertechnik bleibt die Entwicklung nicht stehen. So kann ich mir dank moderner Rechner oder Smartphone inzwischen den Text von einer künstlichen Stimme vorlesen lassen. Soll heißen, liegt der Text in digitaler Form, also in TXT, PDF, oder einem anderen Textformat vor kann ich diesen ebenfalls lesen.

Entscheidend dabei ist die Bedienbarkeit vom Screen Reader und die Natürlichkeit der Sprachausgabe. Ist dies gegeben steht dem Lese Spaß auch von E-Books nichts mehr im Weg. Künstliche Stimme und Lese Spaß. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Mag sein. Doch wie ich in meinem Beitrag „Menschliche- versus künstliche Stimme“ bereits erläuterte, muss das nicht sein. Ganz im Gegenteil!

Lesen mittels Scanner

Eine weitere Möglichkeit Texte zu lesen ist diese selbst zu scannen. Das ist zwar die mit Abstand aufwendigste Methode, doch in manchen Fällen die wahrscheinlich günstigste. Zumindest dann, wenn es darum geht einen Text oder ein Buch lesen zu wollen, dieses aber nicht öffentlich zugänglich ist.

Voraussetzung dafür ist allerdings man hat ein sogenanntes Vorlesegerät. Zusammengefasst: Einen Scanner mit integriertem Computer, die dazugehörige Software, sowie einem Sprachausgabegerät. Dann können die Texte eingescannt werden und sich diese bequem von der Computerstimme vorlesen lassen.

Lesen lassen, statt scannen

Eine Alternative zum mühseligen Scannen von Texten: Sich diese vorlesen oder besser noch aufsprechen zu lassen. Solch einen Aufsprachedienst gibt es zum Beispiel beim Bayerischen Blindenbund in München. Das ist zwar ein wenig kostspieliger, dafür umso bequemer. Lediglich den Text oder das Buch muss man selbst besorgen und nach München schicken. Die Kosten der Vertonung richten sich nach der Dauer der Aufsprache. Dafür bekommt man ein Hörbuch auf CD im Daisy-Format zugesandt.

Lesen mit den Fingern

So nun komme ich zu einer Art des Lesens, die uns Blinden vorbehalten ist. Wobei, ein Sehender könnte im Grunde ebenfalls auf diese Weise lesen. Dafür müsste er nur die Punktschrift lernen. Mit anderen Worten, dass Lesen mit den Fingern erlernen. Siehe dazu meinem Beitrag: Blindenschrift – sechs Punkte änderten mein Leben.

Die gängigste Methode: Das Lesen von Punktschriftpapier. Etwas moderner wäre das Lesen per Computer mittels einer Braille Zeile. Ein elektronisches Hilfsmittel, welches den Bildschirminhalt in Punktschrift ausgibt. Doch dazu werde ich in einem eigenen Beitrag näher eingehen.

Die Vorteile beziehungsweise Nachteile liegen auf der Hand. Beim Lesen auf Papier benötigt man je nach Umfang des Textes extrem viel Platz. Dafür hat man beim Lesen ein tolles haptisches Erlebnis. Anders dagegen bei der Braille Zeile, da spielen die Textgrößen keine Rolle, dafür ist das haptische Erlebnis nicht ganz so toll.

Um das ein wenig deutlicher zu machen: Ein Buch das in der Taschenbuchausgabe etwa 300 Seiten umfasst kann auf Punktschriftpapier schon mal gern zwei DIN A4 Ordner beanspruchen. Will sagen: Eine ganze Menge Punkte die da abgearbeitet werden müssen. Vor allem für mich als Späterblindeter.

Trotzdem lese ich hin und wieder gerne Punktschrift Bücher. Einfach weil mich die Schrift fasziniert und ich meine Ohren ein wenig entlasten kann. Zudem möchte ich die aufwendig erlernte Schrift nicht wieder verlernen.

Wie komme ich an neuen Lesestoff?

Nun, im Grunde gar nicht so viel anders wie du. Punktschriftbücher bekomme ich bei diversen Hilfsmittelvertrieben. Hörbücher kaufe ich in handelsüblichen Buchläden oder per Download aus dem Internet. Ebenso verhält es sich bei E-Books. Darüber hinaus gibt es auch diverse Leihbüchereien für alle Formate oder eben den besagten Aufsprachedienst.

Selbst diverse APPs, wie iBooks oder Kindl stehen mir auf meinem Smartphone zum Lesen zur Verfügung. Diese sind zwar noch nicht immer komplett barrierefrei zu bedienen, doch immerhin stehen auch mir diese Techniken zur Verfügung.

Du siehst also, es gibt auch für Blinde viele Möglichkeiten an Lesestoff zukommen. Nichtsdestotrotz bleibt noch genügend Verbesserungspotential. Denn leider sind längst nicht alle Bücher, Techniken und Anbieter barrierefrei zugänglich. Vor allem die älteren Menschen unter uns haben dabei oft das Nachsehen!

Ich bin sehr dankbar, dass ich nach wie vor meinem Hobby, dem Lesen, frönen kann. Zumal ich mit dem Umgang der neuen Medien wenig Probleme habe und vielmehr deren Vielfalt sehr schätze. In diesem Sinne: Es lebe das Buch! In welcher Form auch immer! 🙂

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2 Kommentare

  1. Hallo lieber David, das hat mich sehr fasziniert mit dem Daisyformat.

    Die Brailschrift habe ich als Kind bei meinem Opa bestaunt. Sein Gesangbuch in der Kirche war 3 dicke Ordner groß und ich war immer wieder erstaunt wie schnell er die Lieder gefunden hat…

    Oma und ich haben oft die Kirchenzeitung vorgelesen und nebenbei lief ein Tonband und später Kassettenrekorder mit um das Band an eine Freundin zu schicken.

    Und jetzt kann man sich Sachbücher so bearbeiten das man sogar Lesezeichen anlegen kann und ich sag mal unabhängig Inhalte nach belieben rekapitulieren kann ohne 5 Ordner zu studieren für ein Zitat.

    Wie immer ein spannender Bericht von dir und ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

    Liebe Grüße, Eva

    • Liebe Eva, vielen dank für diesen Kommentar, und dein tolles Lob! Was du da schilderst, im Zusammenhang mit deinem Opa, ist wirklich interessant, ein gutes Beispiel dafür wie sich die Zeiten geändert haben. :
      Liebe Grüße David

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