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Gepostet on Feb 14, 2017 in Allgemeine Themen, Zum Schmunzeln | Keine Kommentare

Fingerspitzengefühl ist Gold wert!

Fingerspitzengefühl ist Gold wert!

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Fingerspitzengefühl ist heute das Thema bei Blindgeflüster. Es gibt mal wieder eine kleine Anekdote aus meiner Reha-Zeit in Veitshöchheim. Kann sein das du mir diese Story gar nicht abnehmen wirst, irgendwie klingt sie auch unglaublich. Nichts desto trotz wirst du hier erfahren, wie mein damaliger ebenfalls blinder Schulkamerad Ede zum “Houdini“ mutierte. Oder anders gesagt, wie er uns, dank seines exzellenten Fingerspitzengefühls aus einer prekären Situation befreite.

Fingerspitzengefühl will trainiert sein

Hochmotiviert bestritten zwei Klassenkameraden und ich die Anfangszeit unserer Reha. Gemeinsam versuchten wir nach Schulschluss uns die Punktschrift zugänglich zu machen und unser Fingerspitzengefühl zu trainieren. „Streber“ wirst du vielleicht sagen? Mag sein! Nichtsdestotrotz haben wir einfach erkannt wie wichtig die Punktschrift für uns und unsere Zukunft sein würde.

So saßen wir, wie so häufig in den ersten Wochen nach Unterrichtsende, in unserem Klassenzimmer, und lasen uns mühselig entziffernd, die vorliegenden Texte vor. Als plötzlich unser Punktschriftlehrer Herr Maier neugierig seinen Kopf zur Tür hereinstreckte.

Einstimmig ertönte: „Wir üben noch ein wenig.“ Versicherten jedoch, nicht mehr lange zu brauchen, schließlich würde es bald Abendessen geben. Herr Maier verabschiedete sich daraufhin wie immer mit einer flapsigen Bemerkung, und wir machten uns wieder an die Arbeit.

Jetzt kommt’s. Ob du es glaubst oder nicht. Herr Maier ging zurück in den Flur, allerdings nicht ohne vorher die Tür hinter sich zu schließen, den Schlüssel ins Schloss zu stecken und den Schlüssel herumzudrehen. Da wir wussten, dass Herr Maier manchmal einen seltsamen Humor hatte, nahmen wir an er will uns wieder einmal veralbern. Mit anderen Worten, wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen und machten weiter wie gehabt.

Diesmal allerdings sollten wir uns täuschen! Als wir bald darauf unsere Sachen zusammenpackten und gehen wollten stellten wir zu unserem Entsetzen fest, dass die Tür tatsächlich verschlossen war. Ein schlechter Scherz? Oder doch ein Versehen? Keine Ahnung, Fakt war, die Tür war verschlossen!

Mit Fingerspitzengefühl aus der Misere

Nun bewährt sich das Fingerspitzengefühl von Blinden. Vielleicht ist es auch nur das Wissen darüber und die Übung mit solchen Situationen umzugehen. Lange Rede kurzer Sinn: Ede entpuppte sich als „Hudini“ oder besser gesagt als versierter Schlossknacker.

Wir hatten kräftig an der Tür gerüttelt und als sie sich nicht öffnete wurde uns doch ein wenig mulmig zumute. Ede hingegen blieb die Ruhe selbst. Er fragte lediglich nach einer Büroklammer. Anschließend passierte etwas für mich schier unglaubliches. Ede nahm die Büroklammer bog sie etwas zurecht und fummelte damit im Schloss herum. Kurze Zeit später machte es Klick und die Tür ging tatsächlich auf. ☺

Freiheit mit getrübter Freude

Pamela und ich waren fassungslos. Einerseits erleichtert andererseits verblüfft über Edes ungeahnte Fähigkeiten. Ede dagegen erwiderte nur: „Ich habe mich schon öfters ausgesperrt. Ein befreundeter Schlüsseldienst-Meister hat mir dann letztendlich ein paar Tricks beigebracht, um in mein Haus zu kommen.

Naja, uns sollte es Recht sein. Hauptsache wieder in Freiheit! Jedenfalls kamen wir so noch rechtzeitig zum Abendessen. Besonders freuten wir uns jedoch auf den nächsten Tag und waren gespannt auf die Reaktion unseres Lehrers, Herrn Maier. Wie würde er wohl reagieren nachdem wir klaglos im Klassenzimmer sitzen.

Tja, das „blöde“ Gesicht von Herrn Maier blieb leider aus. Weder wir noch unser Lehrer ließen sich etwas anmerken. Zumindest hat er nicht weiter nachgefragt, und wir taten es ihm gleich. Somit wissen wir also bis heute nicht ob es ein Scherz von ihm gewesen war oder doch nur ein Versehen. 😉

Die Moral von der Geschichte…

Blinde können mit ihrem feinen Fingerspitzengefühl so manche knifflige Situation meistern. Auf jeden Fall sollte man niemanden unterschätzen. Wer weiß schon welche verborgenen Talente in Menschen stecken. Gerade uns Blinden wird da oft wenig zugetraut! 😉

Anmerkung: Die Namen der Personen sind natürlich abgeändert. Ach ja, von Nachahmung möchte ich natürlich dringend abraten. Im Zweifel begeht man eine Sachbeschädigung, wenn nicht sogar eine Straftat!

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